Freitag, 25. September 2009

Commitment of Traders (CoT)



T-Bonds: Renditen am langen Ende vor Anstieg

Ich hab als langjähriger Trader schon viele Bewegungen an den Märkten erlebt, die als extrem einzustufen sind. Aber das vierte Quartal 2008 hatte einiges zu bieten, von dem man glaubt, dass man es so schnell nicht wieder erleben wird.
Der Anstieg der Stammaktien von Volkswagen im Oktober auf ein Intradayhoch von 1.005,10 Euro gehört hinzu. Dies stellt ein Kursniveau dar, das ich zu Lebzeiten sehr wahrscheinlich nicht mehr wieder sehen werde. Nun wissen wir, dass nicht nur die Gebrüder Hunt im Silbermarkt den Preis durch ein „Cornern“ nach oben hievten, sondern auch Holger Härter und Wendelin Wiedeking beim Poker gegen die Banken und Hedge Fonds temporär eine ähnliche Fahnenstange im Kurs geschaff en haben. Im Gegensatz zu den Gebrüdern Hunt erzielten sie durch die Finanzmarkttransaktion ein Rekordsalär für 2008 und die Abfi ndung für Wendelin Wiedeking ist auch höchst erstaunlich, wenn man sich den „Erfolg“ der Transaktion anschaut. Etwas verrücktes ereignete sich jedoch in einem noch viel größeren Marktsegment, am Markt für US-Staatsanleihen.

Nach 27 Jahren Hausse setzte in den beiden letzten Kalendermonaten 2008 noch ein Kurssprung von 25% ein, nachdem Gerüchte aufkamen, dass FED unter Chairman Ben Bernanke Staatsanleihen aufkaufen könnte. Wie wir mittlerweile wissen, beließ es Bernanke nicht bei Worten, sondern hat diese Maßnahme in die Praxis umgesetzt. Im Mai/Juni 2003 gab es bereits ebenfalls unter Chairman Greenspan diese Überlegungen, die jedoch nicht in die Tat umgesetzt wurden.

Insofern hielt die Aufwärtsbewegung in 2003 nicht lange und wurde scharf korrigiert, die Anleihen notierten dann seitwärts. Trotz des Vollzugs des Ankaufs von Staatsanleihen wurde die Bewegung ebenfalls komplett korrigiert und es ergab sich zuletzt eine Gegenbewegung seit Juni, die in Form einer a-b-c-Korrekturformation verläuft. Trotz der Käufe der FED ist der preisliche Rebound seit Juni als schwach anzusehen, was bearish zu werten ist. Die Käufe der FED enden Ende Oktober 2009 und sollten angesichts der Refl ationsbewegung an den Kapitalmärkten nicht noch einmal verlängert werden.

Insofern entfällt markttechnisch eine Unterstützung. Im CoT-Report vom 15.09.09 sind die Commercials per Saldo zwar noch immer mit 38.327 Kontrakten long positioniert, sie befi nden sich aber zuletzt in den Laufzeiten von 10 und 30 Jahren auf der Verkaufsseite.

Im Kontrast zu den Verkäufen der Commercials entdecken die Kleinspekulanten ihre Vorliebe für lang laufende Staatsanleihen und sind im Gegensatz zu den Jahren 2007 und 2008 mittlerweile per Saldo long positioniert in dreißigjährigen Anleihen. Dieses konträre Verhalten der Commercials und Kleinspekulanten deutet an, dass ein Anstieg der Renditen und damit fallende Kurse bei den Bonds wahrscheinlicher werden.

Der Erfolg der Aktion, Staatsanleihen zu kaufen, wäre damit für Ben Bernanke ein ähnlicher temporärer Erfolg wie die beiden genannten berühmten Fälle der Kapitalmarktgeschichte. Manipulationen funktionieren nur für eine bestimmte Zeitphase, dann folgt eine Annäherung an die jeweiligen „fairen Werte“.

Zusammenfassung: Am Markt für US-Staatsanleihen sollte die Hausse seit den 80iger Jahren am Ende des Jahres 2008 geendet haben. Die Gegenbewegung seit Juni 2009 zeigt nur korrektive Muster an und lässt weitere Preisschwäche erwarten. Die jüngsten Verkäufe der Commercials lassen erwarten, dass im vierten Quartal 2009 das Überraschungspotential auf der Unterseite zu sehen ist.

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